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Der Rappe drehte sich nicht um - er begann laut und heftig zu lachen, der Regen dämpfte das grausame Geräusch und dennoch hallte es von allen Seiten wieder.
»Nein, wahrlich. Das ist nicht dein Ernst. Ich hätte es wissen sollen, Dämon hin, Dämon her. Du bist auch nichts weiter als ein naives, kleines, vorwitziges, unerfahrenes Fohlen.« Wieder lachte er auf. »Mit so jemandem schlage ich mich nicht rum, geh, such die ein paar andere Fohlen, mit denen du spielen kannst. Komm, Rohir, wir gehen.«
Der Tiger stand wieder auf und kam schnellen Schrittes zu dem Hengst, doch anstatt ihm zu folgen, stellte er sich ihm in den Weg.
»Du wagst es ... ?«, knurrte der Rappe und trat bereits einen Schritt auf ihn zu, bevor die Katze sprach und er innehielt.
»Hört mich an, Meister, ich bitte euch: Es ist ihr ernst. Seht sie nur an.« Und der Rappe drehte sich um und sah es in den Augen der jungen Stute. Das erste Mal im Leben entschied er sich gegen den eigenen Willen, er drehte sich vollends zu ihr um und ging auf sie zu.
»Wie ihr wünscht, doch lasst euch eins gesagt sein:« - er blieb vor ihr stehen und senkte den Kopf, aber etwas höher als auf Augenhöhe. »Ich bin kein guter Begleiter für eure Reise, ich werde euer Lehrherr sein und ihr werdet mir gehorchen und mich mit Respekt behandeln.« Er richtete sich wieder auf und wartete auf die Antwort.

Ein leises Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Hengstes, als die junge Stute ihn mit 'Herr' ansprach. Das würde etwas Spaß in diese langweilige Gegend bringen. »Bevor ich dich aber vollkommen akzeptiere, sollst du mir erst mehr über deine Gaben sagen. Sprich!« Natürlich musste der Schatten erst einiges über sie in Erfahrung bringen. »Und vor allem, erkläre wie du mir nützlich sein kannst.« Der Wind brauste über den See und verfing sich in Mähne und Schweif des Rappen. Ein schauriges Bild muss es gewesen sein; die Böhe zog dem Hengst das Langhaar in Richtung Wald, die Schatten schlangen und kräuselten sich um seine Füße und alles wurde für einen kurzen Blick erhellt von einem grellen Blitz, begleitet von schreiendem Donner. Der Blitz spiegelte sich nicht in seinen Augen.

Ein grausames kleines Lächeln breitete sich auf des Hengstes Lippen aus. »Nun, Lîr en Ithil, es freut mich, so viel hilfreiches von dir zu hören. Sicher wirst du mir einige weitere Freuden machen können - und ich werde dich lehren, was ich vermag und was mein Wille hergibt. Bist du einverstanden?« Sie musste einverstanden sein, ansonsten würde er sie einige Jahre lang terrorisieren und später - vielleicht - töten. Aber sie hatte ihre Entscheidung getroffen, nun musste sie sein Angebot annehmen.

Stolz stand Rohir neben dem Schatten und blickte mit unverhohlener Abneigung zu dem Diener des Fohlens.
Ein dumpfes Knurren klang nun aus seiner Kehle. Der Blick des Wolfes gefiel ihm gar nicht und auch dessen Aussage besserte seine Laune nicht. Er ging einen Schritt auf ihn zu.
»Du wirst tun, was von dir verlangt wird, Kleiner«, grollte er, und mit vor Zorn sprühenden Augen sah er auf den wenig kleineren Wolf hinab. »Oder du wirst dem Leid für den Rest deines armseligen Lebens nicht mehr entkommen und den Schmerz von eigener Kralle spüren.«
»Es reicht nun, Rohir«, sagte der Rappe leise, konnte sich aber ein leichtes, gehässiges Grinsen nicht verkneifen. Der Tiger hörte ihn nicht.
»Lass dir eins gesagt sein, Hund -«
»Genug jetzt!«, fuhr ihm der Schatten scharf dazwischen, wieder kroch das Schwarz unter seinen Hufen hervor und liebkoste seine Beine.

Kurz lachte der Rappe auf, aber es klang weder schön noch schaurig, er verspottete die junge Stute nur kurz.
»Niemand wird ihm etwas tun, solange es bloße Worte sind, die er spricht.« Es klang vollkommen ernst, doch er würdigte den Wolf keines Blickes, er ruhte auf der Stute. Er ging zwei weitere Schritte auf sie zu und senkte den Kopf auf die Höhe ihres Ohres. Und erneut erklang seine dunkle Stimme, so leise, dass niemand außer sie es hätte hören können und so eiskalt, dass selbst den Tiger fröstelte, der nur ein leises Zischen wahrnahm.
»Und das selbe gilt für dich.« Und während er sprach krochen die Schatten über den Boden, winkelten und rankten sich um die Vorderfüße des Fohlens, von einer unaussprechlichen Kälte, dass sie jedes Gefühl von Schulter bis Huf verlieren müsste. Doch der Hengst hob wieder den Kopf und schritt an ihr vorbei und hinter ihr trat er bis zum Bauch in den See.

Ein dumpfes Geräusch drang an die Ohren des Hengstes, er drehte sich zu Lîr um. Im selben Moment verstreute sich der Nebel. Und der Schatten sah, wie die Stute förmlich im nassen Gras kniete. Der Tiger war zu ihr gesprungen, es sah fast so aus als wollte er ihr helfen.
»Rohir!«, rief der Rappe, der Tiger schaute ihn an und als dieser seinen Blick wieder los ließ, stand die Stute bereits wieder. Rohir war ihr noch einen letzten Blick zu und legte sich dann wieder unter die Bäume. Wenige Sekunden später wurde der Regen schwächer und es tröpfelte nur noch leicht. Die dunklen Wolken hatten sich aufgehellt.

»Wo möchtest du hin?« Er würde natürlich die Auswahl einschränken; auf Strände hatte er grade keine Lust. »Schlag etwas vor und mag es nur die Richtung sein.« Er kam aus dem Wasser heraus, die Schatten tanzten nur auf seinen Wunsch hoch und leckten das Wasser von seinen Beinen. Es kräftigte selbst sie, trotzdem wurde dem Hengst unwohl, da sie sich diese magische Flüssigkeit einverleibt hatten. Es waren jedoch nur wenige Tropfen, ein Fluch sollte daraus wohl nicht hervorgehen.

Nun wäre Unbehagen angebracht - aber so etwas kannte der Rappe nicht.
»Das Moor? Niemals, es stinkt«, antwortete er grade heraus und schritt voran, in die Richtung, aus der er gekommen war. »Zufällig war ich gestern bereits bei den Klippen«, erklärte er. »Rohir!« Und dann verschwand er zwischen den Bäumen und seine Schatten tanzten und wirbelten um ihn herum.
→ Klippen
Auf dem Weg ließ er sich zurück fallen, das Fohlen vorgehen und dann verdichtete sich der Nebel wieder. Die Schatten krochen hervor, verbanden sich mit den Schwaden. Nun war es einfacher der diesmal war es sein eigener Nebel und er verschwand vollkommen darin, verschmolz förmlich mit der kalten Dunkelheit. Er drehte sich ab und rannte davon.
→ Tannenwald